Drei neue Sichtweisen auf Werdenberg


Drei neue Publikationen sorgen dafür, dass sich die historische Sichtweise auf Städtli und Schloss Werdenberg in Teilen grundlegend ändern, im Wesentlichen vor allem aber erweitern wird. Auslöser ist die Publikation zur Region Werdenberg von Autorin Ca­rolin Krumm, erschienen in der Reihe «Kunstdenkmäler der Schweiz» der Gesellschaft für Schweizer Kulturgeschichte gsk, die sogenannten «Schwarzen Bände» (ein kleiner, animierter Blick ins Buch findet sich hier).


Zudem ist der Band zur Rechtsquellenforschung «Die Rechtsquellen der Region Werdenberg» von Sybille Malamud dieses Jahr erschienen.
 

Besonders aufschlussreich für die Museen Werdenberg, aber auch für Bewohnerinnen und Bewohner des Städtlis und Geschichtsinteressierte in der der Region ist das Buch «Werdenberg. Stadt im Mittelalter», das gerade eben im Verlag FormatOst erschienen ist. Die Aufsätze von Heinz Gabathuler, Sybille Malamud und Carolin Krumm erhellen die grossen Themen jeder werdenden Stadt: Bürger, Rechte, Bauten – so der Untertitel. Carolin Krumm ist es, die in den letzten Jahren mit grossem Engagement und Akribie der Baugeschichte des Städtli auf den Grund gegangen ist, und deren Forschungsmaterial vor allem die Grundlage zu diesem Buch gab. 


Für die Museen Werdenberg als auch für die Sicht auf die Geschichte Werdenbergs hat dieser «Impact» an neuem, historischem Wissen insofern Folgen, als dass nun bisherige «Tatsachen» neu angesehen, differenziert ergänzt sowie teilweise vollkommen anders präsentiert werden müssen. Sei das in den Texten und Bildern, die die Museen transportieren, in der Vermittlung durch Führungen und Workshops sowie auch in weiteren Publikationen (z.B. für Schulen): Kurz zusammengefasst kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass das Städtli Werdenberg als besterhaltene Holzbausiedlung vor 800 Jahren aus einem Guss entstanden ist, sondern selbst eine Entstehungsgeschichte hat, die mit Einzelbauten aus Stein (teilw. auch Turmhäuser) sogar früher beginnt als bisher angenommen. Zudem werden Namen der Familien bekannt, die die Häuser nutzten und so in die Nähe der Grafen rücken. Des weiteren wird in dem neuen Buch geklärt, was eine Stadt zu einer Stadt macht und ob Werdenberg dem gerecht wird.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum es wichtig ist, Geschichte für die weitere Entwicklung einer Region aufzuarbeiten: Buchs als moderne Zentrumsstadt der Region blickt gerne auf das historische Zentrum, das aus fehlender eigener historischer Substanz das Städtli Werdenberg ist. Die Geschichte dieser kleinen Stadt sollte bekannt sein, um nicht so manchem Klischee anheimfallen zu müssen («Die kleinste Stadt der Schweiz» etc.), die einem gegenwärtigen Bewusstsein letztlich nicht dienlich sind.

Thomas Gnägi
Leiter Schloss und Museen Werdenberg

Eine →ausführliche Buchbesprechung der drei Publikationen ist am 24. November im St. Galler Tagblatt erschienen.