Literatur an der Feuerschale

NACHHALL DES UNTERBEWUSSTEN

«Man ist kein besserer Mensch, wenn man Melitta Breznik gelesen hat, doch fühlt man tiefer, sieht man klarer, denkt man schärfer. Was will man mehr von Literatur?» So beschrieb die Neue Zürcher Zeitung einmal das Werk der österreichisch-schweizerischen Psychiatrieärztin und Autorin. In der Literaturszene wird sie schon lange gefeiert, gilt sie gleichwohl noch immer als Geheimtipp. Vielleicht auch deshalb, weil die Bücher der Wahl-Schweizerin in grossem Abstand zueinander erscheinen. Denn, so sagt sie selbst: «Vorrang hat immer mein Beruf als Medizinerin. Ich bin mit Leib und Seele Ärztin und Therapeutin.»


Melitta Breznik wurde 1961 in Kapfenberg in der Steiermark als Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Nach zahlreichen beruflichen Stationen – vom Medizinstudium in Graz und Innsbruck, der Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin über die Facharztausbildung für Psychiatrie in Solothurn und Zürich bis hin zu fünf Jahren als niedergelassene Psychiaterin in Chur – ist sie heute als Leitende Ärztin in der psychosomatisch orientierten Clinica Curativa in Scuol tätig.


Seit Anfang der 1990er Jahre ist Melitta Breznik auch literarisch tätig und wurde u.a. 2018 mit dem Bündner Literaturpreis und 2020 mit dem ProLitteris-Preis für Literatur ausgezeichnet. Sechs Bücher hat sie bisher herausgebracht, in deren Zentrum vor allem Familiengeschichten und die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs stehen. Auch vor ihrer eigenen Familienhistorie macht sie dabei nicht halt: «Nachtdienst« (1995) handelt vom Tod des Vaters, «Das Umstellformat» (2002) ist die Aufarbeitung des Euthanasietods ihrer Grossmutter.


In ihrem neuesten Werk, dem 2020 veröffentlichten Band «Mutter. Chronik eines Abschieds», verwebt sie reale Erfahrungen aus der Begleitung ihrer sterbenden Mutter mit fiktionalen Elementen zu einem einnehmenden Text. Dennoch: Die schmerzlichen Familiengeschichten, die ihre Texte dominieren, sollten aber nicht überbewertet werden, sagt Breznik: «Familien sind kein Hort des Unglücks, sondern der Versuch einer liebenden Begegnung unter teilweise schwierigen Bedingungen.»

ABGESAGT


Freitag, 4. Februar 2022
 

LESUNG UND GESPRÄCH MIT DER AUTORIN MELITTA BREZNIK AN FEUERSCHALEN IM SCHLOSSHOF

19.30 Uhr, Schlosshof

im Bistro Getränke und Snacks

EINTRITT
CHF 15.– / 10.–